Eine Mischung aus Jazz, Flamenco und chilenischen Gedichten lieferten Sybille Märklin (Tanz), Jörg Hofmann (Gitarre und Gesang), Jörg Benzing (Querflöte), Markus Lechner (Kontrabass) und Frank Bockius (Schlagzeug) – gemeinsam besser bekannt unter „Madrugá flamenca“. Im Rahmen der Speyerer Kulturtage verwandelten sie die Stadthalle am Samstag in eine spanische „Fiesta“.
Inspiriert durch den chilenischen Dichter Pablo Neruda (1904 bis 1973), vertonten „Madrugá Flamenca“ gekonnt dessen Gedichte aus dem Buch „20 Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung“. Die faszinierende Form des Flamencos wurde durch zeitgenössischen Jazz bereichert. Dadurch ergab sich eine Musik, in der sich Leidenschaft, Hingabe und Ausdruckskraft widerspiegelten.
Das eigentliche Bindeglied zwischen Musik und Lyrik war jedoch der Tanz Flamenco. Er bildete eine Brücke aus kühler Eleganz, starkem Selbstvewusstsein und mitreißender Energie, welche Musik, Gesang und Text zu einem großen und wunderbaren Kunstwerk verband.
Keines dieser Elemente blieb zurückhaltend im Hintergrund stehen. Jeder hatte seinen Auftritt. Als beispielsweise Jörg Hofmann und Frank Bockius „Me gustas cuando callas“ (du gefällst mir, wenn du schweigst) anstimmten, verließen die anderen die Bühne. Hier ging es nicht um Pose oder ein Sich-selbst-ins-Rampenlicht-Stellen, hier ging es allein um die Musik.
Dies sah man den Künstlern auch an: Mit sichtlicher Freude und mit viel Hingabe spielten sie mal feurig und temperamentvoll und auch mal sanfte, fast zerbrechlich wirkende Töne. Viele der Lieder waren perfekt aufeinander abgestimmt und gingen fließend ineinander über.
Die wunderbare spanische Atmosphäre wurde jedoch nicht nur von der Sprachkenntnis Jörg Hofmanns vermittelt. Ob in den traditionellen spanischen hochgeschnittenen Hosen und der kurzen Jacke oder in einem roten Kleid mit Kastagnetten bestückt, Sybille Märklin verkörperte nicht nur äußerlich die Spanierin. Hingabe und Tanzbegeisterung fesselten das Publikum. Sie wusste gekonnt, mit ihm zu spielen.
Bei der Zugabe zeigte sich, dass „Madrugá flamenca“ auch „a capella“ viel zu bieten hatten: Nur mit einer Trommel und rhythmischem Händeklatschen brachten sie ein Stück zustande, dass den anderen sowohl in Temperament als auch im Tanz in nichts nachstand.
Speyerer Morgenpost, 5/05