Die Liebe – das wichtigste Gefühl von allen, zumindest in der Kunst. Diese Meinung teilte auch der chilenische Dichter Pablo Neruda und verfasste im zarten Alter von 20 Jahren bereits solch tiefsinnige Liebesgedichte, dass noch heute die meisten Bewohner Chiles mehr als nur eins seiner Werke rezitieren können. Die deutsche Kombo Madrugá flamenca hat es nun gewagt, einige von Nerudas Gedichten zu vertonen und dem Künstler zu huldigen. Soviel sei schonmal gesagt: Würde Pablo Neruda noch unter den Lebenden weilen, er wäre mit Sicherheit begeistert.
11 Gedichte sind auf der CD in musikalischer Form zu hören. Die Texte, allesamt natürlich auf Spanisch, bilden den Kernpunkt des Werkes und werden von Jörg Hofmann vorzüglich interpretiert. Seine Stimme ist ‚mal sanft, ‚mal etwas flehend und unterstreicht die musikalische Begleitung. Diese ist stark reduziert, denn außer einer Gitarre, die das Hauptbegleitinstrument bildet, findet man nur eine Querflöte, einen Kontrabass und etwas Perkussion. Doch dies ist definitv kein Manko in der Produktion, denn der Schwerpunkt liegt auf den Gedichten – und ab und zu treten die Instrumente dann doch zumindest kurz in den Vordergrund (wie zum Bespiel in „Abeja blanca zumbas“) und regen den Rhythmus im Blut des Hörers an.
Madrugá flamenca haben wirklich ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Die in limitierter Auflage erschienene Kombination von Buch (mit den deutschen und spanischen Texten) und CD ist bereits restlos ausverkauft, aber auch die „einfache“ CD (ohne Buch) kann sich durchaus hören und sehen lassen. Auf dem Cover findet man ein Bild von Nelson Leiva, einem Maler aus Chile, der Pablo Neruda persönlich kannte und dieses Bild speziell für die CD anfertigte. Wem die CD nicht genügt, der kann sich Madrugá flamenca auch live anschauen und sich in eine Welt aus Tanz und Musik entführen lassen. Die genauen Daten findet man auf der Webseite, genauso wie Informationen zum Flamenco Unterricht für diejenigen, die das Feuer der Liebe endgültig gepackt hat.
Online Musik Magazin, 06