Ensemble „Madrugá Flamenca“ gastierte in der Ittersbacher Museumsscheune mit Tanz und Gitarrenspiel.
Wo gibt´s schon die frühe Morgenröte am späten Abend? In der Museumsscheune Ittersbach zum Beispiel. Dort gastierten am Wochenende „Madrugá Flamenca“, der Flamenco-Morgen. Zwar spielte das Quartett spanischen Flamenco, sang in dieser Sprache und gab sich selbst einen spanischen Namen – doch alle vier kommen eigentlich aus Deutschland. Umso überzeugender dann die Vorstellung: Die Zuschauer ließen sich durch Sybille Märklins Tanz und die authentische Musik entzücken.
Es regnete an diesem Abend, und das wirkte auch auf das Gitarrenspiel ein. Das erste Stück ließ sich scheinbar davon inspirieren. Jörg Hofmann spielte also eine „Taranta“, ein melancholisches Lied. Dieser Stil gehe auf den Gesang der Minenarbeiter zurück, erklärte er anschließend. Inhaltlich gehe es um Grubenunglücke, um Trauer und Ungewissheit. Passend dazu das kühle blaue Licht in der Scheune.
Dieses Licht wandelte sich aber schnell in ein tiefes Rot. Passend zum zweiten Teil des Abends, einer „Seguiriya“. Fröhlicher ging es bei einem „Tangos“ zu. Dazu trug vor allem Jörg Benzings Querflöte bei: Leicht und flatternd, lustig und unbeschwert perlten die Töne durch die Luft.
Die Alegrías kommen aus der Stadt Cádiz. Die Musik erzählte von den blitzenden Sonnenstrahlen auf den Wellen, dynamisch schwellten die Akkorde, tanzte Märklin dazu. Ruhiger dann einer der letzten Programmpunkte: Dissonanter verschob Hofmann die Akkorde auf seiner Gitarre, dunkler schien der Bass von Markus Lechner. Damit versank die rosige Sonne allmählich im Dunkel des Abends, das die Zuhörer auf dem Weg nach Hause bald erwartete.
Badische Neueste Nachrichten, 4/02