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Flamenco auf dem Heuberg
Renquishausen

Das Wagnis, eine eher selten gehörte Musik anzubieten, ist gelungen: Über 50 Zuhörer genossen die Kunst und Fingerfertigkeit des Flamencogitarristen Jörg Hofmann aus Freiburg und die gute Akustik im Dachgeschoss des Bürgerhauses in Renquishausen.

Martina Eichbaum hat die Fäden zum mittlerweile mehrfach preisgekrönten Ensemble "madruga flamenca", geknüpft. Es gelang ihr, den Flamenco-Gitarristen, Sänger und Komponisten Jörg Hofmann, den Leiter der Gruppe, für ein Konzert in der Galerie "Tabak", Renquishausen zu gewinnen. Jörg Hofmann schöpft aus einer beeindruckenden stilistischen Vielfalt, die mitreißende Virtuosität seines Spiels und seines Gesangs entwickeln Momente von Kraft und Zerbrechlichkeit, die die Seele berühren und wärmen.

Ohne Verstärker, nur mit seiner Gitarre und seiner Stimme holte er Spaniens Süden auf den Heuberg. Beachtenswert die Fingerfertigkeit, mit der er die Melodien von Wehmut zum Klingen brachte, wie bei der "Taranta", einem Minengesang oder bei der "Colombiana", bei der in der Begleitung ein leichter Sambarhythmus den südamerikanischen Einfluss betonte. Spielerische Läufe untermalen dezent die angenehme Stimme.

Die lange Flamenco-Tradition kennt Jörg Hofmann bestens. Bei seinem Auslandsstudium in Spanien hat er die Liebe zum Flamenco entdeckt, hat längere Zeit in Sevilla, Madrid und Jeréz de la Frontera gelebt und inzwischen Flamenco zu seinem Lebensinhalt gemacht. Er trägt eine "Granaina" vor, ein Flamencostil, der in der Stadt Granada beheimatet ist, beim Lied "Tangos", das er mit Schmelz und Wehmut in seiner angenehmen Stimme vorträgt und in "Soleá" (Einsamkeit) werden ein zentrales Thema des Flamenco, das Alleinsein deutlich. Dass es auch fröhlichen Flamenco gibt, zeigte eine "Alegría".

Nach der Pause widmet er den zweiten Teil des Abends den Liebesgedichten des chilenischen Nobelpreisträgers Pablo Neruda. Jörg Hofmann empfand, dass jeder der Texte eine Melodie in sich trage. Daher machte er sich an die Vertonung. Um seinem deutschen Publikum den Inhalt und Sinn der Verse nahe zu bringen, stellte er vor dem Darbieten den deutschen Text vor. Beeindruckend etwa "Damit du mich erhörst" oder "Für mein Herz genügt deine Brust, für deine Freiheit genügen meine Flügel."

Schwäbische Zeitung, 6/09.