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Eine explosive Mischung
Das Freiburger Ensemble Madrugá Flamenca und die Klazz Brothers im Zirkuszelt
Ein Finger schnippt, viele Hände antworten, ein Fuß stampft: Die ersten Rhythmen entstehen im Zirkuszelt aus der Stille.
Ursprünglich wurde der Flamenco-Gesang nur mit solchen Klängen begleitet. Das Freiburger Ensemble madrugá flamenca, an
diesem Abend von Eugen Martin mit dem ZMF-Preis geehrt, entführt die Zuhörer zu Beginn ihres Auftritts in diese Anfänge,
als der Flamenco als spontane Gefühlsäußerung der Gitanos im Familienkreis zelebriert wurde.
Die strenge Form des
andalusischen Tanzes interessiert das achtköpfige Ensemble um die Tänzerin Sybille Märklin und den Sänger, Gitarristen
und Komponisten Jörg Hofmann wenig. Allein schon die Besetzung mit Kontrabass (Markus Lechner), Querflöte (Jörg Benzing)
und Percussion (Friedemann Stert) ist untypisch, auch Sybille Märklin interpretiert den Tanz mit ihrem häufigen Lächeln,
den kreisenden Hüften und ihrer virtuos eingesetzten Fußtechnik auf ganz individuelle Weise. Zum innigen "Como el agua"
bewegt Märklin ihren dunklen Poncho mit den langen weißen Fransen. Mal wird er zum Schleier, mal zum Liebhaber, mal zum
Tuch eines Torero. Die Fransen erinnern an Regenfäden: "Agua" — Wasser — heißt das Programm des Ensembles.
Jörg Hofmann
lässt mit seinen Musikern die Übergänge wunderbar fließen, steuert immer wieder dezente Gitarrenklänge bei und verstärkt
mit seinem Gesang die melancholische Grundstimmung. Trotz manch ironischer Brechung behält madrugá flamenca jedoch immer den Respekt vor der Tradition.
Bei den Klazz Brothers...
Mit dem brasilianischen Countertenor Edson Cordeiro hat die Cuba-Konnection einen Frontman zur Verfügung, der die "Habanera"
im Falsett genauso gut singen kann wie "Kiss" mit voller Bruststimme. Und wenn zum Finale nochmals beide Ensembles vereinigt
werden und Cordeiro zum Discoknaller "I will survive" ein paar absurde Flamencoschritte hinlegt, dann explodiert diese Mischung
im tanzenden Zelt.
Und noch eine Kurznachricht:
Martin und die Rose
Sybille Märklin, die begnadete Tänzerin der Formation Madrugá Flamenca, die den diesjährigen ZMF-Preis gewonnen hat, drehte
sich wild auf der Bühne, als sich plötzlich die Rose aus ihrem Haar löste und ins Publikum flog. Und wem fiel die Botschafterin
der Liebe direkt vor die Füße? Keinem Geringeren als dem Stifter des ZMF-Preises, Eugen Martin. Wenn das kein Zeichen war. Später
stand Martin zusammen mit Margot Hug-Unmüssig, die den ZMF-Preis einst mitinitiiert hatte, auf der Bühne, drehte die Rose verstohlen
in der Hand und gab sie Märklin unter dem tosenden Beifall des gut gefüllten Zirkuszelts zurück. "Damit ich keinen Ärger mit meiner
Frau Ingrid bekomme" , meinte der Mäzen. Spätestens nach der letzten Zugabe von Edson Cordeiro ("I will survive" ) saß dann keiner
mehr im Rund, so frenetisch wurde selten ein Preisträger-Konzert gefeiert. "Was für ein Abend, was für ein Auftritt" , sagte Martin
hernach und die Umstehenden nickten glücklich.
Badische Zeitung, 7/08.
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