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Madrugá Flamenca
Momentos

Die ersten Gitarrenklänge springen dem Hörer förmlich entgegen: direkt, pur und knochentrocken - aber mit Hilfe hervorragender Aufnahmetechnik auf den Tonträger gebannt. Da erklingen vollmundige Arpeggios aus der Nylonstring - und man kann als Hörer gar nicht anders, als sich interessiert dem weiteren Verlauf des Geschehens zu widmen; es gesellen sich einige sorgsam eingesetzte Perkussion-Instrumente hinzu, eine quirlige Querflöte, rhythmische Hand-Claps und ein satt schnurrender Kontrabass komplettieren zunächst den stimmungsvollen Reigen. Es klingt nach feurigem Flamenco - aber irgendwie auch wieder nicht.

Jazzige Elemente nimmt man wahr, Bossa- und Bebop-Kadenzen, Improvisationen, und zu dem Ganzen noch das rhythmische Element einer Tänzerin, deren Tanzschritte gleichfalls vom Mikrofon festgehalten sind. Gesangstitel wechseln mit Instrumentalstücken. Klar, was dieses Freiburger Ensemble hier so stimmungsvoll inszeniert hat, es ist Flamenco - aber einer, den man in dieser Form wohl bislang noch nicht gehört hat. Schon gar nicht von der Sorte Flamencointerpretationen, wie man sie wohlgedämmt und, auf gutdeutsch "aufgehübscht" als Kaufhausberieselung serviert bekommt. Die Kompositionen des Gitarristen Jörg Hofmann sind vielmehr von Ernsthaftigkeit und Strenge geprägt, die auch nach konzentrierten Ohren verlangen. Damit werden Madrugá Flamenca wohl kaum den Weg ins Radio schaffen, dafür aber offenen Musikfans genüssliche wie inspirierende 50 Minuten bescheren. Es ist schon erstaunlich, dass gerade deutsche Musiker sich derart pietätvoll wie auch experimentell mit dem Thema Flamenco auseinandersetzen und dabei so überzeugend agieren. Schon fast überflüssig zu erwähnen, dass die handwerklichen Qualitäten dieser Musiker über jeden Zweifel erhaben sind. Empfehlenswert!

Akustik Gitarre, 4/03.