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Madrugá flamenca ¡Agua!

Mit einer Mischung aus Tanz, Poesie und Musik verzaubert die Freiburger Flamencoformation madrugá flamenca seit Jahren Ihr Publikum. Am Wochenende stellt die Gruppe ihr neues Programm ¡AGUA! im Großen Haus des Freiburger Theaters vor. Das solche Abende fast immer ausverkauft sind und die Programme des Ensembles mehrfach ausgezeichnet wurden, liegt vor allem an Frontfrau Sybille Märklin. Die Tänzerin und Choreografin hat jahrelang Pionierarbeit geleistet und mit ihren Auftritten dem Flamenco eine völlig neue Dimension gegeben. Bärbel Waltenbauer hat sie und ihr Ensemble bei den Proben getroffen.

Blaues Licht, ein weißes Gazetuch - mehr braucht es nicht, um der Bühne Tiefe zu geben. Die Tiefe, die die Freiburger Flamencotänzerin und Choreografin Sybille Märklin für ihren Tanz braucht. Wie lässt sich Wasser durch Bewegung darstellen? Sybille Märklin hüllt sich in ein besticktes Fransentuch, wirft es in Wellen um sich, wirbelt es durch die Luft - tosende Sturmflut, plätschernder Regen. Für ihr neues Programm ¡AGUA! hat sie versucht, dem Wesen des Wassers näher zu kommen.

Märklin: "Eis ist ganz anders zu erfühlen und zu betanzen als Wasser oder als Tropfen oder als Dampf - es bietet ein weites Feld für Assoziationen und für Freiheiten."

Um das alles mit dem Körper umzusetzen, hat sie sich von vielen Quellen inspirieren lassen: Bilder, Texte, ein warmer Regen im Sommer, die gesammelten Eindrücke fließen in dem Programm zusammen.

Märklin: "Die politische Dimension ist natürlich nicht ganz außen vor, die nächsten Kriege werden um Wasser geführt und abgesehen davon ist Wasser eine schöne Metapher für ganz vieles: für Liebe, für Ewigkeit, für zyklische, wiederkehrende Vorgänge. Wir haben sehr viele Ähnlichkeiten gefunden zwischen Wasser und Flamenco und Flamenco und Wasser."

Zusammen mit ihrem Bühnen- und Lebenspartner, dem Flamencogitarristen Jörg Hofmann hat Sybille Märklin das Ensemble madrugá flamenca vor etwa 10 Jahren gegründet. Für die Vertonung der Liebesgedichte von Pablo Neruda gab es im vergangenen Jahr den europäischen Kulturpreis der Stiftung Pro Europa. Wichtigstes Anliegen der Gruppe ist es, der traditionellen spanischen Musik ein neues Gesicht zu geben.

Hofmann: "Wir haben uns so genannt, weil wir finden, dass diese Zeit, in der sich die Farben sehr schnell ändern, in der sich das Licht ändert, ganz gut unsere Arbeit widerspiegelt die auch darauf abzielt, den Flamenco zu renovieren, den Flamenco ein bisschen in eine andere Richtung zu lenken und neue Impulse zu setzen."

Mit madrugá flamenca haben sich die beiden ausgebildeten Lehrer ihren Lebenstraum verwirklicht, aber sie sind auch zu Nomaden geworden. Ein Stück Heimat bietet ihnen die Flamencoschule LA SOLEÁ in Freiburg, wo Sybille Märklin sogar Kinder in die Kunst der Handkreise einweiht.

Kind: "Also, man ist so in die Knie und macht so die Hand oben und macht oben einen Handkreis, also so als ob man einen Apfel pflückt."

Auch beim Unterrichten ist die Tänzerin mit jeder Faser ihres Körpers dabei. Rüschenrock und Paellaabend - davon ist sie weit entfernt. Mit jeder Bewegung zeichnet sie Gefühle nach - Lust, Schmerz, Geborgenheit. ‚Flamencosüchtig' steht auf ihrem schwarzen T-Shirt. Ein Bekenntnis, zu dem sie gerne steht.

Märklin: "Zufall oder nicht, das ist immer die Frage. Ich glaube, der Flamenco hat uns einfach gefunden und erwischt und nicht mehr losgelassen und wir hatten gar keine andere Wahl, letztendlich."

Hofmann: "Es hat ein gewisses Suchtpotential. Es gibt schon so etwas wie eine Abhängigkeit vom Flamenco, eine positive, eine sehr schöne - also Flamenco ist die gesündeste Droge der Welt, sag ich immer!"

Premiere des neuen Programms von madrugá flamenca ist am Sonntag, dem 8. April im Grossen Haus des Freiburger Theaters.

bärbel waltenbauer, swr international cont.ra, 5/04/07.